Anfang August habe ich darüber gepredigt, wie Jesus sich seine zukünftige Gemeinde vorstellt. Während ich darüber sprach, dass Kirchen Oasen der Liebe sein sollen, bekam Rahel Aeschlimann den Eindruck, ein Bild zu malen. Ihr könnt das Ergebnis oben bewundern. Zusätzlich „hörte“ sie folgende Worte: „Unsere Kirche soll wieder ein Ort der Liebe werden. Die Liebe soll so wachsen, dass sie die Mauern sprengt und gegen aussen sichtbar wird.“
Selbst dann, wenn man nicht an prophetische Eindrücke glaubt, sollte klar sein: Sowohl das Bild als auch die Worte entsprechen dem, was das Neue Testament sagt. So schreibt Paulus in Rö13,8-10: Seid niemand etwas schuldig, außer dass ihr einander liebt; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn [alle Gebote vom Alten Bund] … werden zusammengefasst in diesem Wort … »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« … so ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
Was wäre Kirche für ein Ort, wenn wir einfach nur darum bemüht wären, diese eine Sache zu erfüllen? Wie anders wären die letzten 2000 Jahre Kirchengeschichte verlaufen, wenn die Gläubigen sich nur auf dieses eine Gebot konzentriert hätten?
Doch obwohl diese Worte so unmissverständlich sind, haben viele Christen bis zum heutigen Tag den Eindruck, sie müssten MEHR für ihren Herrn tun. Die schlichte Liebe und Annahme von Andersdenkenden scheint nicht genug. Und so kommt es, dass Christen in der Gesellschaft nicht selten dafür bekannt sind, anderen ihre Fehler und Sünden vorzuhalten.
In diesem Zusammenhang wird häufig erwähnt, dass wir als Gläubige „Salz und Licht“ für diese Welt sein sollten. Und dann wird gesagt: Es wäre unsere christliche Pflicht, die Werte der Bibel in der Öffentlichkeit proaktiv kundzutun. Doch wo genau steht in der Bibel, dass „Salz und Licht“ sein bedeutet, für christlichen Werte zu demonstrieren? Wo in der Bibel steht, dass wir Andersdenkende mit unseren persönlichen Überzeugungen konfrontieren müssen?
Niemals hat Jesus uns den Auftrag zu geben, unsere persönliche Meinung zum Massstab für Richtig und Falsch zu machen. Niemals hat Jesus uns den Auftrag gegeben, andere aufgrund unserer persönlichen Interpretation von Bibelversen zu ermahnen, zu konfrontieren, zu hinterfragen oder auszuschliessen.
Jeder von uns soll und darf seine eigenen Meinungen und Überzeugungen haben (Rö14,5). Aber niemand sollte seine persönliche Meinung über das Gebot von Jesus stellen, alle Menschen zu lieben, zu akzeptieren und anzunehmen.
Wieso probieren wir nicht, unsere persönlichen Überzeugungen hinter dem zurückzustellen, was Jesus sich von uns Christen gewünscht hat? Was wäre Kirche für ein Ort, wenn wir einander einfach gern hätten? Was wäre Kirche für eine Oase, wenn wir Menschen mit offenen Armen empfangen und so akzeptieren würden, wie sie aktuell unterwegs sind?
Alles Liebe, euer Marlon